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acceptify - App für Systemisches Konsensieren
Interview mit Dominik Berger und Willem Brinkert
Das Interview führten wir am 12. Juni 2020 per Skype.
 

Dominik Berger: Berater, Coach und Innovator, seit 2012 Mitentwickler des SK-Prinzips, Geschäftsführer von Business Konsens in Graz, Geschäftsführer von acceptify, Initiator des International SK-Netzwerks, Moderator und SK-Trainer.

Willem Brinkert: Projekt Manager, Ideengeber, Visionär, Geschäftsführer und Mitgründer von regioHELP eG - einer Genossenschaft zur Steigerung der Lebensqualität in ländlichen Regionen, Geschäftsführer von acceptify GmbH.

  Dominik Berger und Willem Brinkert


 
Dominik Berger und Willem Brinkert

Wenn ihr jemanden treffen würdet, der noch nichts von SK, Systemisches Konsensieren, und acceptify gehört hat und es keine Zeit für längere Erklärungen gibt, was würdet ihr dieser Person sagen?
Willem: Ich würde kurz und knackig sagen: Wenn du eine nachhaltige sichere Entscheidung treffen möchtest, dann verwendest du acceptify. Ich würde dann auf die fragestellende Person eingehen, ob es im privaten Kontext ist oder in einem Unternehmen.

Dominik: Ich würde sagen: Wenn du Probleme effizient lösen möchtest, und dir wichtig ist, dass die, die es betrifft, hinter der Lösung stehen, dann nutze acceptify.

 

Ist es so, dass ihr SK und acceptify gleichsetzt?
Willem: Ich habe SK erst auf Gemeindeebene und dann in anderen Bereichen kennen gelernt. acceptify ist für mich das Werkzeug, um SK einfach anzuwenden und so anzuwenden, dass ich es effizient machen kann. acceptify ist SK digitalisiert.

Dominik: Unser Ziel ist, dass acceptify das Standard SK-Entscheidungswerkzeug ist. SK ist eine Methode, die im Digitalen acceptify ist.

 

Willem, erinnerst du dich, in welchem Zusammenhang du zum ersten Mal mit SK in Berührung gekommen bist?
Willem: Ja. Das war ein Gemeindekonflikt. Als ich von dem Konflikt gehört habe, habe ich gedacht, oh mein Gott - wieder ein Riss, der durch die Gemeinde geht. Und dann wurde SK angewandt und der Konflikt war einfach zu lösen ohne dass ein Riss entstanden ist, und ich habe gesehen, dass SK die Methode sein könnte, die Dinge anders anzugehen.

 

Wenn du von Gemeinde sprichst, dann meinst du die Gemeinde in der du wohnst, oder?
Willem: Ja. Das ist Munderfing in Österreich. Hier gibt es einen Gemeinderatsbeschluss, der besagt, dass die Gemeinde in potentiellen Konfliktsituationen mit SK und der Unterstützung des Tools acceptify das Problem versucht konsensorientiert zu lösen.

 

Dominik, hast du etwas damit zu tun, dass SK in Munderfing angewandt wird?
Dominik: Erwin Moser war Amtsleiter in Munderfing. Er war einer der ersten, der SK kennengelernt hat. Das ist mindestens zehn Jahre her. Er war bei einem der ersten Seminare, die Erich Visotschnig, Siegfried Schrotta und Volker Visotschnig gehalten haben. Und seitdem hat er gesagt: Das müssen wir einfach machen! Ich glaube es war 2015 als er auf uns zugekommen ist und gesagt hat: Jetzt ist es soweit, kommt nach Munderfing, wir haben SK in den Gemeindeleitlinien verankert - jetzt geht es darum, es konkret zu machen. Seine Frage war: Wie schaut ein Bürger*innen-Beteiligungsmodell aus, in dem SK eine Rolle spielt? Wie schaut es aus, wenn wir ein Thema in der Gemeinde haben, das wir partizipativ mit allen Betroffenen lösen oder gestalten wollen und nicht nur mit dem Gemeinderat? Wir haben dann in einem von Volker und mir begleiteten Prozess über eineinhalb Jahre in verschiedenen Workshops mit einer gemischten Gruppe aus Gemeinderatsmitgliedern und Bürger*innen ein anlassbezogenes Bürgerbeteiligungsmodell, das im Kern SK hat, entwickelt. Und dieses Modell wurde von der Gemeinde einstimmig beschlossen und wird heute auch gelebt.

Willem: Wenn im Gemeinderat von Munderfing zwei Personen der Meinung sind, eigentlich müssten wir außerhalb des Gemeinderats eine Frage stellen, also wenn zwei Personen sagen, wir wollen acceptify oder SK verwenden, um uns entweder nochmal intern abzustimmen oder mit Bürgern außerhalb, dann wird das Thema einer Gruppe gegeben, die aus Gemeinderatsmitgliedern und Bürger*innen besteht. Das ist wie ein Extra-Ausschuss, und der berät dann darüber, wer alles befragt werden muss. Ist es die gesamte Bevölkerung, ist es ein Teil der Bevölkerung, ist es nur der Gemeinderat? Und die machen dann mit den Beteiligten einen systemischen Konsensierungsprozess durch, der auch dokumentiert wird. Der Extra-Ausschuss gibt dann eine Entscheidungsempfehlung zurück an den Gemeinderat.

 

Wie viele Einwohner hat die Gemeinde?
Willem: Circa 3000.

Dominik: Dazu gibt es ein ausführliches Dokument.

Willem: In verschiedenen Medien ist per Interviews darüber berichtet worden.

Dominik: Munderfing hat auch den ÖGUT Preis 20019 dafür gewonnen. Das ist ein Nachhaltigkeitspreis. (Links dazu siehe unten)

Willem: Die Gemeinde geht ganz allgemein den digitalen Weg. Die Rechnungen werden digital versendet. Es gibt eine personenbezogene verifizierte E-Mail-Liste, all das was notwendig ist, um sehr konkrete Befragungen zu machen, gibt es. Wobei klar ist, es gibt Menschen, die vielleicht in einem Alter sind, wo sie kein Smartphone haben und auch kein Interesse daran haben. Darauf nimmt man natürlich Rücksicht.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass es in Munderfing die Vision gibt, dass alle Bewohner*innen acceptify haben und damit umgehen können, oder?
Willem: Die Vision ist, dass unabhängig vom Gerät, ob es ein Smartphone ist, ein Tablet, Computer oder eine Brille, die man trägt, acceptify einfach verwendet werden kann.

Dominik: Dank SK ist es ja auch möglich, in sehr großen Gruppen Entscheidungen zu treffen. Denkbar wäre, dass zu Weltthemen oder Weltproblemen die ganze Welt mitbewertet. Wieso geht das mit SK? Beim Systemischen Konsensieren ist der reine Konsens nicht notwendig. Durch systemische Wirkkräfte nähern sich die Beteiligten dem Konsens, denn ein Vorschlag, der nicht die Interessen der anderen berücksichtigt, bekommt Widerstand. In grossen Gruppen ist reiner Konsens, also niemand hat etwas dagegen, oft nicht erreichbar. Trotzdem sucht die Gruppe das, was dem Konsens am nächsten kommt. Das ist die Lösung, die beim Umsetzen die geringsten negativen Begleiterscheinungen hat. Eine Gruppe bleibt handlungsfähig und entscheidet konsensnah. Und die Gruppe könnte auch die ganze Welt sein. Das finde ich schon ziemlich cool.

 

Gibt es noch andere Beispiele, von denen ihr erzählen könnt, wo acceptify genutzt wird.
Willem: acceptify wird in einigen Schulen verwendet, auch in Deutschland. acceptify wird auch in einigen Unternehmen verwendet, bei manchen gewerblich als Nutzer, bei anderen in Testvarianten. Und acceptify wird in vielen privaten Gemeinschaften und Vereinen verwendet. Wir von acceptify sind noch auf dem Weg, die richtige Vertriebsmethode zu entwickeln. Nicht wie machen wir damit Geld, sondern wie machen wir ein nachhaltiges Tool, das Erlöse schafft, die einerseits keinem wehtun, diese zu zahlen, die andererseits so sind, dass wir acceptify und SK weiterentwickeln können. Da sind wir auf der Suche, das richtig zu gestalten. Wenngleich wir auf einem guten Weg sind. Wir haben im letzten halben Jahr richtig viel gutes Feedback bekommen und fassen das jetzt gerade zusammen, um acceptify effizienter und einfacher für die Nutzer zu machen, so dass das Tool mehr oder weniger erkennt, was der Nutzer machen möchte. Es soll nicht pauschal so sein, dass acceptify etwas kostet, sondern grundsätzlich soll der Einstieg einfach kostenlos zur Verfügung stehen. Das ist die Idee.

 

Ich habe auf eurer Website gesehen, dass ihr für die Coronazeit acceptify für alle Nutzer unentgeltlich zur Verfügung stellt. Wenn ich es richtig erinnere gilt das bis Ende Juni. Wurde das Angebot angenommen?
Willem: Das ist angenommen worden. SK ist ja nicht einfach so mit einem Fingerschnipp zu erledigen und auch das Tool ist nicht einfach. Als Pragmatiker und Papa einer zehnjährigen Tochter ist für mich das Ziel, dass ein Kind mit acceptify ein Werkzeug in die Hand bekommt, so wie ein Kind ein Smartphone in die Hand nimmt und nicht Fragen stellt, sondern es einfach anwendet und sich traut, Fehler zu machen. Ein Kind nimmt heute ein Smartphone in die Hand und probiert alles aus bis es geht. Kinder trauen sich einfach, und so muss es auch mit acceptify sein, es muss einfach und pragmatisch nutzbar sein.

 

Würdest du denn sagen, wenn dieser intuitive Weg über die App genommen wird, sei es nun von einem Kind oder von einem Erwachsenen in kindlicher Manier, dass es dann keinen Einführungskurs in SK mehr braucht?
Willem: Wenn wir SK verkaufen oder vermitteln müssen und das immer nur mit einem Berater geht, dann werden wir es nicht schaffen, die Vision zu verwirklichen, die Welt zu einer besseren Entscheidungsmöglichkeit zu bringen. Wir müssen mit acceptify und mit SK einen Weg finden, die Methode so zu vertreiben wie eine einfache Ja-Nein-Entscheidung vertretbar ist. Ansonsten wird die Methode nicht etabliert werden können. Erst wenn wir das hinkriegen, haben wir die Vision gelebt. Die Vision des Amtsleiters Erwin Moser ist nie die gewesen: Ich bringe eine neue Entscheidungsmethode in die Gemeinde und dann lebt es sich besser. Seine Vision ist eigentlich: Ich möchte die Methode nutzen und damit die Parteien abschaffen und mit der Methode eine den Bürger*innen dienende Sach-Politik machen. Um den Weg dahin zu ebnen, muss die Methode so einfach wie möglich anwendbar sein, ohne dass ich gezwungenermassen einen Ausgebildeten daneben stelle.

Dominik: Wie wir das schaffen können, gilt es zu erarbeiten. Wir haben ja mittlerweile ein relativ großes SK-Netzwerk von Leuten, die SK kennen und auch gerne nutzen, in vielen verschiedenen Kontexten, wo es immer jemanden gibt, der SK kann. Das kennst du vielleicht auch von dir, dass es irgendwann mal diesen Schalter gegeben hat, den du umgelegt hast und gesagt hast: Hey, das ist cool. Es soll möglichst schnell geschehen ohne über Hürden gehen zu müssen, sondern über ein: Ja, so macht man das! Mein Wunsch, dass wir im Wirtschaftssystem den Wandel zur Kooperation schaffen, wo Wirtschaften sowohl dem Individuum als auch der Gemeinschaft dient, ist dann leichter erfüllt. Weil SK systemisch immer dorthin führt, dass meine Bedürfnisse mit denen der anderen in einen bestmöglichen Interessensausgleich geführt werden. Wenn uns das gelingt, ohne Einführungen und große Hürden nehmen zu müssen und es sich verbreitet, kommt es automatisch in der ganzen Welt zu einem Shift hin zu mehr Kooperation und sinnvollerem Handeln. Konsens, wenn man es übersetzt, heißt ja Mit-Sinn. Dass man Kleider von Asien durch die ganze Welt schickt und hier drei Mal trägt und dann weggibt, ist aus meiner Sicht nicht sehr sinnvoll. Zumindest nicht in dem Ausmaß, wie es heute betrieben wird. Aber es wird gemacht.

Willem: Für uns ist SK und acceptify das Werkzeug, die Methode, um langfristig viele Dinge zu verbessern und zu ermöglichen. Langfristig bedeutet, man muss irgendwo anfangen, und das ist für mich bei der Jungend, bei den Kindern. Bevor ich SK kennengelernt habe, haben meine Frau und ich beschlossen, wir versuchen unserer Tochter nicht Nein zu sagen. Das haben wir deswegen beschlossen, weil wir mal bei einer Studie zufällig erfahren haben, ein Kind bis zum 18. Geburtstag hört in etwa 250 Tausend Mal Nein und keine 5 Tausend Mal Ja. Egal wohin die Frage gestellt ist. Das führt dazu, dass die Kinder untereinander genauso agieren und Träume und Möglichkeiten verschwinden. Von Baby an einfach Nein nicht zu verwenden, sondern zu erklären, zu ermöglichen und zu hinterfragen ist sehr herausfordernd. Und dann habe ich SK kennen gelernt. Wenn ich dem Kind die SK-Methode näherbringe und das so einfach wie möglich, dann führt es nicht mehr dazu, dass das Kind eine Ja- Nein-Frage stellt, sondern eine Lösung ermöglicht.

 

Ich arbeite mich ja an den Hürden ab, die auftreten, wenn Leute SK lernen wollen. Selbst denen, die sehr interessiert sind, fällt es oft schwer die Methode zu verstehen. Und selbst wenn sie SK verstehen, wenden sie es häufig nicht an.
Willem: Für mich ist es ganz pragmatisch. Ich kann heute einem achtzigjährigen Mann, ich sage das deswegen weil ich meinen Papa meine, der ist zweiundachtzig, dem kann ich nicht erklären, wenn er es nicht schon wüsste, wie ein Faxgerät funktioniert. Nachdem er aber im jungen Alter gelernt hat, wie ein Faxgerät funktioniert, ist das heute das Kommunikationsgerät seiner Wahl. Ich bin der Einzige in Munderfing, der ein Faxgerät hat und es auch verwendet. Jemandem im Alter meines Vaters die SK-Methode zu erklären, ist vielleicht nicht mehr möglich. Der ist in alten Gewohnheiten eingelebt und eingeschliffen, das ist eventuell nicht veränderbar. Wenn ich jetzt langfristig etwas verändern möchte und das Ziel und die Vision ist, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern, dann kann ich es nur da langfristig verändern, wo es einfach ist und wo ich in die Masse gehen kann und wo es am sinnvollsten ist. Das ist bei den jungen Menschen.
Ich habe auch gelernt, wenn es so einfach ist, dass ein sechsjähriges Kind sagt, ich probiere das aus und spiele damit herum, dann kann man es auch für ältere Menschen einfach machen. Meine Eltern verwenden jetzt ein großes IPad, auf dem sie digital große Knöpfe haben. Sie können mittlerweile auch eine E-Mail schreiben, weil der Wille da war mit dem Enkelkind, also mit meiner Tochter, zu kommunizieren, die nicht mit dem Fax kommunizieren will, sondern mit E-Mails. Also wenn die Methode für die Kinder einfach gemacht wird, dann kann ich sie auch für erwachsene Menschen einfach machen.

 

Wenn ich das höre, dann heißt das ja, dass ihr noch ordentlich an der App arbeitet, oder?
Willem: Richtig. acceptify wie es jetzt ist, ist vom SK-Profi-Nutzer massgeschneidert, damit er alle Optionen, alle Möglichkeiten ausschöpfen kann, was er für die jeweilige Situation braucht. Das ist ja auch richtig, für den Profi-Nutzer. Uns ist bewusst geworden, dass wir ein Tool haben, was eine Schulung braucht. Wir haben ein Tool, das eine wirkliche Einführung und einen Kurs braucht, um es anzuwenden. Und wir haben durch die unterschiedlichen Nutzer und das vielfältige Feedback so viel Erfahrungen gesammelt, dass wir jetzt eingrenzen können, was die Bedürfnisse der zwei, drei, vier verschiedenen Nutzergruppen sind. Wir wollen das Tool dahingehend anpassen, dass es einerseits automatisch die Bedürfnisse des Nutzers erkennen kann und andererseits so massgeschneidert ist, dass die Nutzung einfach ist. Das ist unser Ziel mit acceptify.

 

Arbeitet ihr mit einer Softwarefirma zusammen?
Dominik: Einer der acceptify-Gesellschafter ist eine kleine konsensorientierte Softwarefirma, die das damalige Tool www.konsensieren.eu gewartet hat, und Markus Kickmaier, der dritte Geschäftsführer, hat gesagt: Das ist gut, da müssen wir etwas besseres draus machen. Und so ist acceptify 2018/2019 entstanden. Was mir wichtig ist: Die Softwarefirma hat ein sehr hohes Qualitätsverständnis. Mit dem Vorgänger hatten wir das Problem, dass wenn irgendwo eine Änderung gemacht wurde, irgendwo anders etwas nicht mehr ging. Ein Mal ist das vielleicht noch verzeihlich, vielleicht auch zwei Mal, aber beim dritten Fehler steigt der User aus.
Damit wir nachhaltig User haben, die das Tool gern verwenden, braucht es die Einfachheit, aber auch die gesicherte Funktionalität.

 

Wie lange wird es dauern, bis die nächste Version von acceptify rauskommt?
Dominik: Das Ziel ist Ende Juni 2020. Mal schauen, ob wir das schaffen. Wir sind ja mit einem größeren Entwicklerteam gestartet, aber dann haben wir aus finanziellen Gründen reduziert. Wir wollen keinen großen Investor, weil wir unabhängig bleiben wollen. Wir sind in einem intensiven Prozess, um zu schauen, wie wir das Preismodell anpassen können. Unser Spannungsfeld ist, wie wir acceptify der Welt kostenfrei anbieten und gleichzeitig die Weiterentwicklung nachhaltig absichern können. Da sind für uns Unternehmen als Kunden hochrelevant. Wenn ich mir anschaue, wie teilweise in Unternehmen Entscheidungen getroffen werden oder Probleme gelöst werden und man die Mitarbeitenden nicht gut einbindet und daher sehr viel Geld verliert, dann ist es ein Riesenfeld, in dem wir mit acceptify sehr sinnvoll Nutzen stiften können. Ich denke, dass die Bereitschaft gegeben sein sollte, dafür auch zu bezahlen.

 

Meint ihr nicht, dass derzeit ein guter Moment für ein Online-Tool ist, da alle bereit sind, sich digital besser aufzustellen?
Dominik: Absolut. Wobei wir schon merken, in einer klassisch standardmäßig hierarchischen Organisation ist SK natürlich schwieriger einzuführen. Wo wir extrem gute Ergebnisse haben, ist mit Teams oder Gruppierungen, die auf Augenhöhe miteinander sind oder es keine Standardhierarchie gibt. Wir haben ein Forschungsnetzwerk, dessen Logo über drei acceptify Durchgänge optimiert und mit sehr hoher Akzeptanz entschieden wurde. acceptify bietet ja auch die Möglichkeit, Bilder und animierte Gifs zu konsensieren. Beim ersten Durchgang bestanden die Vorschläge aus groben Zeichnungen und Ideen und am Schluss haben wir die fertigen Logo-Optionen bewertet und mit 10 Partnern eine Akzeptanz von 95 Prozent für einen Vorschlag erreicht. Nur digital. Das zeigt die Möglichkeiten, die acceptify bietet. Und dieses Logo ist tragfähig. Alle Beteiligten identifizieren sich damit.

 

Ich möchte nochmal zurückkommen auf das, was Willem gesagt hat, was die Einfachheit des Tools angeht im Zusammenhang mit der Verbreitung von SK.
Willem: Heute ist es ja so: Kinder bekommen eine Mehrheitsentscheidung nicht erklärt, sondern vorgelebt. Zum Beispiel bei der Frage: Wohin fahren wir heute, wohin machen wir den Ausflug? Wir heben die Hand und stimmen ab und für die Kinder ist es logisch: Okay, wir fahren dahin, wofür die meisten Hände hochgehen. So lebt es sich dann durchs ganze Leben. Über die Politik, durchs Unternehmen bis hin zum Schluss.
Wir sind jetzt die Personen, das SK-Netzwerk, die Berater, die für die Methode kämpfen. Angefangen mit Erich Visotschnig. Wir schreiben Bücher, wir referieren, wir machen Vorträge, kämpfen, wir wenden uns an eine breite Masse.
Wenn es geschafft ist, dass acceptify so einfach wie möglich ist, dann ist es eine Methode für Schulen, für Betriebsräte, Führungskräfte und so weiter. Und zwar eine Methode, die gelernt werden soll als mögliche Alternative. Es geht darum herauszufinden, womit fühle ich mich besser? Damit jeder Alternativen hat, mit welcher Methode wann entscheiden zu können – und entsprechend vorher schon zu wissen, bei welchen Themen welche Methode die nachhaltig bessere ist.

Dominik: Es gibt bei SK dieses Wertespannungsfeld zwischen Freiwilligkeit und Selbstbeschränkung. Freiwilligkeit ist bei SK ein ganz zentraler Wert. Und die Selbstbeschränkung weil ich einsehe, dass es sinnvoll ist, einen Vorschlag mitzutragen, selbst wenn ich vielleicht 5 W-Stimmen habe. Einfach weil wir im Team schon zwei oder gar drei Zyklen gemacht haben und nichts Besseres rauskommt. Die Freiwilligkeit und die Selbstbeschränkung gehören zur DNA von SK.

Willem: Wir sind auch mit acceptify in einem Spannungsfeld. Wir verkaufen das Tool einer Firma und sagen: Du sparst viel Geld und Zeit und kommst zu nachhaltigen Lösungen und für das Tool musst du zahlen - und damit wird es für die Mitarbeitenden verpflichtend, es anzuwenden. Und dann musst du erst mal all den erwachsenen Menschen im Unternehmen erklären, wie es angewandt wird. Wenn es nicht von einem Berater eingeführt und begleitet wird, wird es sehr schnell scheitern aufgrund von Widerständen.
Der eigentliche Gedanke hinter der Anwendung der Methode ist ja, dass sich etwas im Hinterkopf bewegt, wenn ich, anstatt nach Ja und Nein zu fragen, die Frage stelle: Was muss ich an meiner Lösung oder meinem Vorschlag ändern und wie muss ich ihn anpassen, damit der, der mir gegenüber sitzt und gerade nicht zufrieden ist, zufriedener wird? Das ist ja das Eigentliche, um das es geht.
Für Erwachsene scheint die Frage, was muss ich bei mir oder an meinem Vorschlag, oder meiner Lösung ändern, ein riesiger Aufwand zu sein, anstatt die Frage zu stellen: Bist du dafür oder bist du dagegen? Eigentlich ist es aber der gleiche Aufwand.

 

Bevor wir das Gespräch beenden: Gibt es noch etwas, was ihr gerne sagen möchtet?
Willem: Ja. Jeder, der SK weiterentwickeln möchte und die Methode unterstützen möchte, soll sich bei uns melden.

 

Herzlichen Dank euch beiden für das Gespräch.

 

https://acceptify.at/de/start

Dominik Berger: http://www.businesskonsens.eu

Willem Brinkert: https://www.regiohelp.eu

 

Munderfing:

https://www.munderfing.at/kundenservice/wahlen-und-buergerbeteiligung/buergerbeteiligung/

https://www.oegut.at/de/initiativ/umweltpreis/2019/partizipation.php

 
   
 
   

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