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Sabine Seitz, Referentin für neue Wohnformen, Sozialmanagement der GAG Immobilien AG in Köln.

Zum Interview trafen wir uns am 3.1.2018 in Köln.

 

 
 
Sabine Seitz

Mich interessiert sehr, wie sich die GAG auf die Wohnprojekteszene hier in Köln bezieht.
Die GAG hat ja mittlerweile viele Projekte umgesetzt. Wir haben in Köln 6 Projekte verwirklicht. Angefangen mit dem Projekt Ledo in Köln-Niehl. Ledo besteht aus 64 Wohneinheiten von 41 qm bis 81 qm, da leben ungefähr 90 Menschen, sie sind 2009 eingezogen.

War das das 1. Gemeinschaftliche Wohnprojekt der GAG?
Jein. Vor über 20 Jahren haben wir in Köln-Ossendorf ein Projekt gemacht, Wohnen und Leben mit Kindern. Da war die Idee, dass kinderreiche Familien mit Migrationshintergrund einen Ort finden, wo die Kinder geschützt aufwachsen können. Dieses Wohnprojekt wurde damals zusammen mit den Familien und Frau Angelika Simbriger (Projektmoderatorin) geplant. Vor 4 Jahren haben wir 20Jähriges gefeiert.
Wir haben damals auch zwischen den Wohnungen einen Schaltraum gebaut, das heißt, man könnte eine Wohnung vergrößern oder auch wieder verkleinern. Das war sehr interessant. Es hat aber nie jemand ein Zimmer wieder abgetreten. Also die Idee hat da nicht funktioniert. In den letzten Jahren werden solche Kundenwünsche immer wieder an uns herangetragen, dann sagen wir, wir haben das schon vor über 20 Jahren gemacht, aber wenn jemand ein Zimmer mehr benötigt, der Nachbar aber gerade keins frei hat, dann kann es ja nicht gehen. Das war eine gute Idee, aber sie hat sich einfach nicht bewährt.

Heißt das denn jetzt für die GAG, dass, wenn sich dieses flexible Bauen in diesem Fall nicht bewährt hat, Sie sowas nicht mehr machen?
Man müsste schon von dieser Idee wieder neu überzeugt sein, aber in der Praxis hat sich herausgestellt, dass es nicht funktioniert hat.

Dann müsste man Sie davon überzeugen, dass es woanders vielleicht doch funktioniert?
Jetzt sind wir in 2018, und die GAG steht für öffentlich geförderten und bezahlbaren Wohnungsbau, die Förderbedingungen müssen sowas ja auch hergeben.

Und das ist derzeit eher nicht so?
Im Moment nicht. Wobei sich in der Förderlandschaft, was Wohnprojekte angeht, auch etwas zum Positiven hin verändert hat, aber da kommen wir sicherlich noch drauf.

 


Wenn wir Grundstücksangebote bekommen, dann habe ich die Möglichkeit, dort so ein Projekt zu platzieren.

 

Können Sie etwas zu dem Förderprogramm der Stadt Köln für Wohnprojekte sagen?
Es gab dieses einmalige Fördermodell der Stadt Köln und das Vorhaben, dass in jedem Stadtteil ein Mehrgenerationen Wohnprojekt entstehen soll.

Wann war das?
Das war in der Zeit als wir mit Ledo gestartet sind, Ledo war parallel mit der Villa Anders. Da waren wir in Kooperation mit RUBICON, dem Beratungszentrum für Lesben und Schwule. Die hatten die Idee, dass man für Senioren einen Rückzugsort schafft, wo sie ungestört alt werden können. Die Objekte sind 2009, 2010 fertig geworden.
Bei Ledo in Köln-Niehl gab es 2 Selbsthilfegruppen, einmal DoMS e.V. und einmal Lebensbogen, die sich zusammengetan haben und gesagt haben: Wir wollen gemeinschaftlich leben. Wir hatten damals in Niehl dieses Areal und haben gesagt: Hier haben wir ein Quartier, da steht der Baukörper schon fest, wenn ihr schnell etwas umsetzen wollt, dann könnt ihr hier auf den fahrenden Zug aufspringen, und dann haben die Initiatoren gesagt: Ja, das passt für uns, wir nehmen das Grundstück gerne. Da stand auch schon die Förderung fest. Das ganze Projekt besteht aus geförderten Wohnungen.
Bei Villa Anders haben wir dann schon freifinanzierte und öffentlich geförderte Wohnungen gemischt. Was eigentlich immer unser Ziel war, ein Projekt zu machen für Jedermann.

Ist es nicht so, dass 30 Prozent der Wohnungen, die neu gebaut werden, gefördert sein müssen?
Ja, dies ist bei dem kooperativen Baulandmodell so, aber das muss ja nicht in einem Haus sein. Wenn man ein ganzes Wohngebiet plant… es gibt freifinanzierte Häuser und öffentlich geförderte Häuser. Dass man in einem Haus mischt, das machen wir nur bei Wohnprojekten. Oder man sagt, Erdgeschoss bis 4. Obergeschoss öffentlich gefördert, und im Staffelgeschoss freifinanzierte Wohnungen. Diese Kombination gibt es. Aber wenn wir mit einer Gruppe von Anfang an ihr Projekt planen, dann kann die Mischung von frei finanziert und gefördert ja ganz wild im Gebäude verteilt sein.

Was heißt das, wenn Sie sagen: „… wenn wir mit einer Gruppe von Anfang an planen… “?
Ich habe viele Anfragen von Vereinen in Köln, die sich gegründet haben und einen Investor und ein Grundstück suchen. Wir kommen ins Gespräch, und ich habe eine Bedarfsliste für Wohnprojekte. Wenn wir dann Grundstücksangebote bekommen, dann habe ich die Möglichkeit, dort so ein Projekt zu platzieren. Und wenn wir das gemacht haben, dann sagt die GAG: Ihr könnt euch einen Moderator suchen, wir hätten aber auch jemanden, den wir euch vorschlagen würden. Wir sind da ganz frei. Uns ist wichtig, dass gewisse Themen im Vorfeld bearbeitet werden. Wir geben ja die Belegung der Wohnungen an die Bewohnerorganisation ab, das heißt, der Verein der späteren Bewohner hat die Möglichkeit, den Erstmieter und auch den Folgemieter in einer gewissen Frist vorzuschlagen, und bekommt er keinen Nachmieter, dann belegt die GAG.

 


Uns ist es wichtig, dass gewisse Themen bearbeitet werden. Zum Beispiel: Wie geht man mit Konfliktsituationen um?

 

Nochmal eine Frage zum Moderator oder zur Moderatorin. Wer finanziert die?
Wir finanzieren diesen Moderator. Wir haben viel mit der Agentur für Wohnkonzepte, mit Monika Schneider zusammen gearbeitet. Das ist ein Vorschlag unsererseits, aber wenn die Gruppe jemanden hat, der zum Beispiel schon mit der Gruppe gearbeitet hat… wir bauen jetzt in Köln-Kalk mit futur3… das ist unser aktuelles Projekt, was sich in der Planung befindet, und da ist die Moderatorin Angelika Simbriger.
Uns ist es wichtig, dass gewisse Themen bearbeitet werden. Zum Beispiel: Wie geht man mit Konfliktsituationen um? Wir haben gemerkt, wenn die Kommunikation nicht gut ist oder viele Dinge nicht ausgesprochen werden, dass es dann irgendwann untereinander Streitigkeiten gibt. Oder das Thema: Wie gehe ich vor, um den richtigen Mieter zu finden? Und es kann ja auch sein, dass noch kein Verein gegründet wurde, dann taucht die Frage auf: Wie baut man eine Satzung?

Finden Sie es wichtig, dass ein Verein gegründet ist?
Ja, irgendeine Form muss es ja geben. Früher war es so: Wir haben einen Gemeinschaftsraum, und dieser Gemeinschaftsraum muss an die Bewohnerorganisation vermietet werden, und dafür braucht man ja einen Partner. Und das war damals auch Voraussetzung bei der Stadt Köln… in Poll und in Höhenberg, das waren beides städtische Grundstücke, und die Stadt Köln hat gesagt, Sie können sich darauf bewerben, und das Grundstück konnte angekauft werden, wenn man einen Bewohnerverein gegründet hatte. Das war die Vorgabe von der Stadt, damit die GAG von ihr das Grundstück ankaufen konnte. Aber welche Rechtsform die Bewohnerorganisation hat, schreiben wir nicht vor.

 


Als nächstes Projekt bauen wir für futur3 in Kalk, da haben wir jetzt den Altbestand abgerissen und fangen an zu bauen.

 

Die Häuser, die die GAG baut, bleiben die immer im Besitz der GAG oder verkauft die GAG auch Gebäude, die sie errichtet hat?
Nein. Die GAG hat die Aufgabe, Wohnraum für die Kölner Bevölkerung zu schaffen und alles, was sie baut, bleibt in ihrem Besitz, außer bei geplanten Bauträgermaßnahmen. Der Mietwohnungsbau ist unser Kerngeschäft. Wir würden auch kein Mehrgenerationenwohnprojekt realisieren mit Eigentumswohnungen, das ist nicht unser Segment.

Wollen wir nochmal zurückkommen auf die verschiedenen Wohnprojekte, die die GAG realisiert hat?
Wir waren ja bei Ledo in Niehl, das ist auch unser größtes Projekt, was daraus resultiert, dass dieser Baukörper in U-Form schon vorgegeben war. In diesem Projekt leben ja fast 90 Menschen. Aus den Erfahrungen heraus ist es eins von den Projekten, die bei uns am besten laufen.

Was heißt das, wenn Sie sagen, dass ein Projekt gut läuft?
Dass alle Menschen noch im Bewohnerverein sind und sich nicht zurückgezogen haben. Dass sie sich engagieren und dass es immer noch die Wohnform ist, die sie sich ausgesucht haben und mit der sie auch zufrieden sind. Es gibt auch Häuser, wo sich 2 Gruppen gebildet haben, die gegeneinander arbeiten, das ist sehr schade.

Diese Streitigkeiten kommen dann auch auf Sie zu?… also damit haben Sie dann auch zu tun als GAG?
Ja. Wenn so ein Projekt gut läuft und wenn die Mieter sich mehr als Eigentümer fühlen… also wenn man von Anfang an mit geplant hat, dann fühlt man sich nicht wie ein normaler Mieter… die Bewohner regeln dann auch viel untereinander selber. Das Problem ist meistens, dass man nicht vernünftig miteinander kommuniziert.
Es gibt wenig Wohnungswechsel außer bei den Jüngeren, und das ist ja auch gewollt. Wenn ein Student einzieht, das wird dann als Bereicherung gesehen, und es ist ja klar, dass er nicht 10 Jahre dort wohnen bleibt. Und bei Ledo merken wir auch, dass die viel im Quartier machen und sich dort engagieren. Das tut den Nachbarn natürlich gut, und wir sind natürlich froh, wenn wir einen Mieter haben, der das leistet. Klar, Konflikte gibt es da auch, aber sie sagen immer, wir finden da selber eine Lösung. Es gibt auch Wohnprojekte, die sagen: Wir haben Probleme in der Gruppe, könnt ihr uns nochmal unterstützen. Und dann versuchen wir zu vermitteln oder wir bieten Unterstützung durch einen externen Berater an.

Und was machen Sie dann, investieren Sie dann in eine Mediation, zum Beispiel?
Ja. Dass wir nochmal einen Neutralen haben, der dann vielleicht herausfindet wo die Probleme liegen und ob es nochmal einen Neuanfang geben kann. Gemeinschaftliches Wohnen ist für jemanden, der es mag, also dafür muss man ja auch geboren sein. Es ist ja nicht so, dass wir nur noch Wohnprojekte machen. Aber die, die wir haben, da sind wir schon davon überzeugt, dass es eine tolle Wohnform ist für die Menschen, die sich dafür entschieden haben. Und deshalb machen wir ja auch weiter damit…

… also die GAG baut weitere Gemeinschaftliche Wohnprojekte?
Ja. Wir hatten diese 5 zeitgleichen Projekte und haben gesagt, wir gehen mal ein bisschen vom Gas runter und gucken, wo sind die Knackpunkte und was können wir lernen und besser machen. Danach folgte das Projekt im Waldbadviertel, welches im August 2017 bezogen wurde. Und als nächstes bauen wir für futur3 in Kalk, da haben wir jetzt den Altbestand abgerissen und fangen an zu bauen. Es wird ein Neubauprojekt mit rund 220 Wohnungen, 70 % öffentlich gefördert, weiteren ca. 80 Appartements für Studierende, einer Wohngruppe und einer Kindertagesstätte.

 


Die Grundmiete für die Gemeinschaftsräume von je 60 qm pro Projekt wurde für 20 Jahre von der Stadt Köln übernommen.

 

Für wie viele Leute ist futur3 geplant?
Für ungefähr 45. Wir versuchen immer, die Bedürfnisse der Gruppen in Form des Grundrisses zu befriedigen. Und bei futur3 ist es jetzt nochmal ganz anders. Die haben sich gewünscht, sehr viel Gemeinschaftsfläche zu haben. Die haben 150 qm Gemeinschaftsfläche. Die wollen täglich dort einen Mittagstisch anbieten und wollen ganz viel im Gemeinschaftsraum anbieten.

Mussten Sie von diesem Konzept überzeugt werden?
Wir haben sehr lange miteinander gesprochen. futur3 sollte eigentlich die Polizeiwache in Köln-Kalk bekommen, und da hat man sich ja entschieden, dort Studentenwohnungen zu machen. Die Gruppe futur3 hatte sich im ersten Konzept für die Polizeiwache entschieden, auf Wohnfläche zugunsten der Gemeinschaftsfläche zu verzichten, und dann haben wir gesagt, die Immobilie muss schon nachhaltig sein, denn die Immobilie muss bei uns ja länger als 25 Jahre halten.
Soll ich Ihnen noch etwas über das städtische Fördermodell sagen.

Ja, das wäre toll.
Also die Stadt Köln hat damals 850.000 Euro in die Hand genommen für 5 Projekte. Zum einen wurde die Moderation gefördert, dafür gab es 10.000 Euro. Dann gab es einen Investitionskostenzuschuss für den Bauherrn, je nach Größe der Wohnung. Und die Grundmiete für die Gemeinschaftsräume von je 60 qm pro Projekt wurde für 20 Jahre von der Stadt Köln übernommen. Das war wirklich ein tolles Fördermodell und hat Schwung in die Umsetzung von Wohnprojekten in Köln gebracht.
Das ist auch für mich immer so ein Knackpunkt, der Gemeinschaftsraum muss in irgendeiner Form ja bezahlbar sein, denn sonst, gerade wenn man eine große Mischung im Haus hat und man muss aufs Geld achten, dann überlegen sich vielleicht einige Bewohner, finanziere ich jetzt den Gemeinschaftsraum weiter, oder trete ich vielleicht doch aus?

Leider werden die Gemeinschaftsräume jetzt ja nicht mehr von der Stadt finanziert.
Diesen Fördertopf mit 850.000 Euro gab es einmalig. Wir haben uns damals mit 5 Projekten beworben, und wir haben den Zuschlag bekommen.

 


Wohnungsmiete und Anteil an der Gemeinschaftsfläche sind gekoppelt in einem einzigen Mietvertrag, eine Teilkündigung ist nicht möglich.

 

Jetzt müssen die Bewohner selbst die Mietkosten für die Gemeinschaftsräume aufbringen…
… ja, wobei die Förderung des Landes NRW sich verbessert hat. Gemeinschaftsräume können jetzt auch in der Einkommensgruppe A gefördert werden, eine Zeit lang war es nur B. Und es ist jetzt auch möglich, im öffentlich geförderten Wohnungsbau den Anteil für den Gemeinschaftsraum direkt mit der Wohnung mitzuvermieten. Das heißt, Wohnungsmiete und Anteil an der Gemeinschaftsfläche sind gekoppelt in einem einzigen Mietvertrag, eine Teilkündigung ist nicht möglich. Das heißt, die Finanzierung ist auf Dauer gesehen sicherer. Früher ging das nicht, genauso wie man auch einen Stellplatz nicht mit der Wohnungsmiete koppeln kann. Da war eine Sperre drin, und die ist jetzt aufgehoben, und dadurch ist das mit dem Gemeinschaftsraum eigentlich von der Finanzierung sogar noch besser als bei den 5 Projekten, wo der Gemeinschaftsraum an den Verein vermietet wird. Durch die Förderung ist die Grundmiete dann zwar bezahlt, so dass nur noch Betriebs- und Heizkosten vom Verein zu zahlen sind, aber wenn dann jemand aus dem Verein austritt, und das ist in einigen Projekten so passiert, dann muss der Rest der Vereinsmitglieder diesen Ausfall übernehmen. Deshalb finde ich es eigentlich, so wie die Förderung jetzt aktuell ist, besser. Und die Stadt Köln weiß natürlich auch, es gibt hier eine Kostenposition, wenn jemand der Bewohner eine Transferleistung von der Stadt Köln erhält, dass dann auch der Anteil für den Gemeinschaftsraum übernommen wird. Welche Kritik immer noch kommt ist, wenn jemand aus dem Bewohnerverein austritt und sich nicht mehr engagiert und trotzdem in der Wohnung verbleibt, da hat man ja keine Handhabe, den raus zu bekommen. Wir haben als Vermieter die normalen Kündigungsgründe gemäß BGB, und da gibt es zum Thema Wohnprojekte keinen Passus, dass man sagt, wenn jemand nicht mehr in der Bewohnerorganisation verankert ist, dass wir dann ein Sonderkündigungsrecht haben.

Wie war das mit Lebensräume in Balance, die wollten doch mit ihnen…
…es gab den Wunsch nach einem Sonderkündigungsrecht für Mieter, die sich nicht mehr engagieren. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir eine Präambel im Mietvertrag aufnehmen, in der nochmal ganz klar drinsteht, es ist ein Wohnprojekt und das und das sind die Ziele, so dass es auch wirklich jedem, der eine Wohnung mietet, bewusst ist.

Und diese Präambel muss jeder Mieter und jede Mieterin bei Lebensräume in Balance unterschreiben.
Wir haben auch gesagt, wenn jemand austritt oder es nicht mehr funktioniert, suchen wir das Gespräch. Wir sind gerne bereit eine Alternative anzubieten, dass derjenige dann auszieht. Aber der Mieter muss dann immer noch selber kündigen. Ich kann das Problem durchaus nachvollziehen, aber da muss die Gesetzgebung in dem Bereich nachziehen.

 


Man muss zu dem Paket, was die GAG anbietet, sagen: Ja, das ist das, wo wir uns wiederfinden.

 

Ich würde Sie gerne noch fragen: Was muss eine Gruppe bieten, um für die GAG interessant zu sein? Was erwarten Sie von einer Gruppe?
Also ich muss bei einem Gespräch das Gefühl haben, dass sie genau wissen, was sie wollen, und auch starke Persönlichkeiten an der Front haben. So wie bei Ledo oder Lebensräume in Balance, die genau wussten, was sie wollten.

Heißt das, dass Sie es nicht mehr so machen würden, dass Sie ein Projekt planen und sich die Leute dazu suchen, die aber erstmal eine Gruppe bilden müssten?
Bei 3 Projekten haben wir wirklich einzelne Personen gesucht, die Interesse am Gemeinschaftlichen Wohnen haben, und die haben dann die Moderatorin Monika Schneider an die Hand bekommen, die diese Gruppen dann praktisch gebildet hat. Und diese Gruppen haben es manchmal schwieriger…

… die Schwierigkeiten treten wahrscheinlich dann auf, wenn die Moderatorin aus der Gruppe rausgeht und ein Vakuum entsteht.
Ja, aber wenn wir jetzt Gruppen haben, die sich schon überlegt haben: Wie wollen wir in Zukunft gemeinschaftlich leben? Was sind unsere Eckpfeiler? Wie soll das Haus aussehen?… eine Kerngruppe, die weiß was sie will, mit der kann man gut zusammenarbeiten.

 


Die Gruppe muss einfach Charakter haben.

 

Und wie kommen Sie mit einer bestehenden Gruppe zusammen?
Wir haben einmal die Kernpunkte zusammengefasst, was die GAG bieten kann, das geben wir den Interessenten an die Hand. Wir bewegen uns im öffentlich geförderten und freifinanzierten Wohnungsbau. Beim öffentlich geförderten Wohnungsbau gibt es Eckpfeiler, da müssen gewisse Größengrenzen eingehalten werden. Also man muss zu dem Paket, was die GAG anbietet, sagen: Ja, das ist das, wo wir uns wiederfinden. Wir gehen auch gerne auf die Wünsche der Gruppen ein, aber gewisse Eckpfeiler sind einfach gesetzt, und dann kann die Gruppe entscheiden, ob wir als Investor passen.

An welcher Stelle findet das statt, dass Sie sich mit einer Gruppe zusammentun? Wenn die GAG schon ein bestimmtes Grundstück hat, oder vorher?
Vorher. Ich habe eine Interessentenliste mit Gruppen, die sich für Köln interessieren…

…wollen Sie sagen, wie viele das derzeit sind?
Also es sind 5, mit denen ich in Kontakt bin. Und früher, als wir angefangen haben… Ledo ist auf uns zugekommen, Villa Anders bzw. das RUBICON, die sind auch auf uns zugekommen, und die anderen 3 Projektgruppen haben wir mehr oder weniger selber zusammengesetzt. Und danach, als das immer mehr bekannt wurde, sind auch Gruppen auf uns zugekommen und haben gefragt, können wir auch ein Projekt zusammen machen. Ich habe eine Liste mit potenziellen Grundstücken, und dann muss man gucken, ob es passen würde. Und es sind auch viele Gruppen, die sagen, für mich geht nur rechtsrheinisch oder nur linksrheinisch, und dann scheidet auch schon einiges aus. Und so ein Projekt muss eine gute Infrastruktur haben, damit man im Alter weiterhin gut einkaufen gehen kann, die Nahversorgung, das muss ja alles passen, und deshalb kann man auch nicht jedes Grundstück nehmen. Und wir gucken halt, dass die Mischung stimmt, also wenn man ein großes Grundstück hat, dann kann man dann schon auch so ein Projekt unterbringen.

 


Die Gruppe muss mich schon überzeugen und klar sagen, das und das sind unsere Vorstellungen, und wir wissen, wie man den Weg geht.

 

Sind die Projekte der GAG miteinander vernetzt?
Ja, wir haben die Vorstände der Projekte vernetzt, und wir haben uns alle 3 Monate getroffen, und diese Treffen habe ich 7 Jahre lang moderiert. Da konnten die neuen Projekte natürlich ihre Fragen stellen: Wie habt ihr das damals gemacht? Und die hörten dann auch von den Problemen und Lösungswegen.

Moderieren Sie diese Treffen noch?
Nein, ich bin irgendwann rausgegangen. Ich habe gesagt, ich komme, wenn es GAG-Themen gibt, dann könnt ihr mich einladen und dann komme ich. Ich bin immer so eine Stunde geblieben und habe die Moderation übernommen, danach haben die Teilnehmer alleine weitergearbeitet. Die sind so gut aufgestellt, die können das auch ohne mich.

Was würden Sie sagen, darf gar nicht passieren.
Wir haben zum Beispiel Fehler gemacht in Köln-Nippes in der Autofreien Siedlung. Da haben wir in einem Gebäude 15 Wohnungen zugeordnet, die liegen an 2 Treppenhäusern, und da haben wir gemerkt, dass das nicht gut ist.

Warum nicht?
Weil die sich nicht alle begegnen. An einem Treppenhaus liegen halt die größeren Wohnungen und an dem anderen Treppenhaus die anderen. Und die fühlen sich schon ein bisschen separiert voneinander, weil sie nicht durch das gleiche Treppenhaus gehen, und in dem einen Treppenhaus ist auch die große Wand mit Veranstaltungsankündigungen, da kommt ein Teil der Gruppe nicht täglich dran vorbei, das ist schwierig. Und die Mieter rechts und links im Haus, die nicht zum Wohnprojekt gehören, verstehen nicht, warum die im Wohnprojekt einen Gemeinschaftsraum haben und einen eigenen Gartenanteil. Also wenn, dann muss es wirklich ein Haus sein, ein Zugang, wo man sich begegnet…

… das sind dann so Sachen, wo Sie sagen, da haben Sie gelernt, oder?
Ja. Und ich würde auch mit einer festen Gruppe arbeiten und nicht mit einzelnen Interessierten und die selber zu einer Gruppe zusammensetzen. Die Gruppe muss mich schon überzeugen und klar sagen, das und das sind unsere Vorstellungen, und wir wissen, wie man den Weg geht. Die Gruppe muss einfach Charakter haben. Welcher Charakter das ist, das ist mir egal, die Projekte sind ja so vielfältig. Das Projekt in Köln-Poll ist das kleinste von allen mit 12 Einheiten, die treffen sich mehr spontan im Gemeinschaftsraum. Da ist alles etwas lockerer, sie achten aufeinander. Die sind für sich sehr zufrieden und wollen nicht großartig nach außen strahlen.

Ich frage mich gerade, wie erleben Sie persönlich es, mit so engagierten Leuten zu tun zu haben, wie zum Beispiel mit dem Vorstand von Lebensräume in Balance?
Das ist auf der einen Seite sehr schön, aber natürlich kostet das auch Kraft. Ich lebe die Projekte, ich bin immer die Hauptansprechpartnerin, man muss halt die Balance finden. Also ich setze mich schon mit den Wünschen der Projektgruppen auseinander, wie mit dem Kündigungswunsch von Lebensräume in Balance. Die Wünsche werden schon ernst genommen, aber man muss gucken, ob man es realisieren kann oder nicht.

Vielen Dank für das Gespräch

 

www.gag-koeln.de

www.ledo-wohnen.de

www.villa-anders-koeln.de

www.lebensraeume-in-balance.de

 
   

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